Abschiedsgeschichte für die 6. Klasse 2021/22 von Jan

Ich möchte euch an dieser Stelle von einer kleinen Geschichte berichten, die sich so oder ähnlich ereignet haben könnte. Alle Personen, die in dieser Geschichte vorkommen, sind komplett frei erfunden, und eventuelle Ähnlichkeiten mit Personen sind absolut zufällig entstanden. Wer dennoch Parallelen zu lebenden Personen zu ziehen vermag und sich überraschenderweise beschweren möchte, kann dies natürlich bei unserem Verlag tun. Das Hauptbüro ist auf den Osterinseln gelegen und besteht aus einem Briefkasten, in den die Beschwerden eingeworfen werden können. Die Aussichten einer Bearbeitung sind aber gering. Wie dem auch sei, nun, da die rechtlichen Fragen geklärt sind, kann ich zu der eigentlichen Geschichte kommen. Viel Spaß damit.

Wir schreiben das Jahr 1487 und der Schauplatz dieser Begebenheiten war die überaus tolle Klosterschule von Freienstein. Für alle geschichtlich Interessierten unter euch: Die Schule befand sich in der prunkvollen Stadt Pottendamm, nahe gelegen der Schlaatzburg an der Nuthe. Zu dieser Zeit waren es nur noch zwei Tage bis zu den großen Sommerferien, die damals ganze drei Tage lang waren. Viele Kinder fanden selbst diese drei Tage zu lang, da sie unglaublich gern zur Schule gingen und es ihnen unangenehm war, so lange Zeit der Schule fernzubleiben. In der Schule herrschte ein reger Betrieb, und die Schülerinnen und Schüler liefen eifrig mit dicken Lateinbüchern und der Bibel durch die Gänge und suchten ihre Räume. Sie wollten unter keinen Umständen zu spät kommen, denn sie schätzten ihre tollen Pädagoginnen und Pädagogen über alle Maßen. Vom guten Aussehen und den unzähligen Tugenden fangen wir an dieser Stelle gar nicht erst an. Es lag Aufregung in der warmen Juliluft. Einerseits, weil die 6. Klasse bald ihren Abschluss machen und die Schule verlassen muss, andererseits, weil es in den letzten Tagen zu einigen Werwolf-Vorfällen gekommen war und Erwachsene wie Kinder angegriffen wurden und verschwanden. Die Zeit wurde langsam knapp, um die Verantwortlichen zu entlarven und für ihre Verbrechen an der Menschheit zu verurteilen. Heutzutage gibt es Spiele, die sich an diesen geschichtlich sehr akkuraten Ereignissen orientieren und sehr viel Spaß machen, damals war es aber die grausame Realität. Aber das nur am Rande.

Langsam kamen alle Kinder auf ihren unerhört bequemen Holzbänken zur Ruhe und dann riefen alle Brav im Chor: „Guten Morgen!“ Ach, was war das schön. Vor der Tafel stehen die Lehrerin der 6. Klasse, Birgitta, der Erzieher Jandolf und der Lovize, der Novize, der an der Schule sein Unfreiwilliges Soziales Jahr absolvierte. Das war früher alles ein bisschen anders. Auf den Schulbänken sitzen die Kinder: Valo, Charliza, Milo, Finleyus, Hugi, Fraya, Vero, Hanne, Mina, Enni, Luze und Gretel. Komische Namen, aber die waren damals nun mal in Mode, was soll ich dazu sagen.

Birgitta blickte in die Runde und sprach freundlich, aber bestimmt: „Guten Morgen, ihr lieben Kinder. Bevor wir heute den Genitiv weiter vertiefen, höhöhö, sagt ihr mir sofort, wer von euch die Werwolf-Kackwurst ist und hier Leute anfällt. Hat jemand einen Verdacht oder eine Anschuldigung? Oder möchte sich jemand durch schlechtes Schauspielern oder Lügen verraten?“
Luze meldete sich und sagte: „Ich kann es nicht gewesen sein, ich war die ganze Zeit mit meiner Grille, die Hündchen heißt, auf dem Pferdehof und habe dort Pferde gestreichelt. Vielleicht war es ja Charliza.“
Charliza aber rief sofort empört: „Das geht doch so aber nicht! Ich war die letzten Tage ununterbrochen bei meinem kleinen Bruder. Der hatte einen Freund zu Besuch und dann war ich in der Küche und habe was zu essen gemacht und dann habe ich nach draußen geschaut und da war ein Vogel und dem habe ich dann gelauscht. Dann habe ich sehr viele Hausaufgaben gemacht und gelernt. Also wirklich, ja! Aber ich glaube, dass es Finleyus war.“
Dieser aber antwortete sogleich gut gelaunt und wohlüberlegt, als hätte er die letzten Tage über nichts anderes nachgedacht: „Nein, das ist eher unwahrscheinlich. Nachdem ich gestern stundenlang mit meinem Holzspielzeug gezockt habe, stellte ich Berechnungen an, und die Wahrscheinlichkeit, dass ich es war, tendiert gegen Null. Das kann ich euch gern vorrechnen. Es liegt dennoch im Bereich des Möglichen.“
Da rief Valo mit freudigem Gesicht dazwischen: „Und ich war es auch nicht! Aber mir ist auch langweilig und ich will Anime gucken.“
Da konnte Hanne aber nicht an sich halten und sprach aufgeregt ohne Aufforderung dazwischen: „Das geht aber nicht, Valo. Wir haben Schule und leben zeitlich gesehen am Ende vom Mittelalter, und Anime wurden noch überhaupt nicht erfunden, geschweige denn das Fernsehen.“
Da sagte Valo: „Ach Menno, na gut.“
An dem Punkt hakte sich Mina in das Gespräch mit ein und fügte etwas vorwurfsvoll hinzu: „Hanne, ich bitte dich, die Verwendung des Genitivs in Betracht zu ziehen. Es heißt am Ende des Mittelalters. Vielen Dank.“
Einige rollten etwas mit den Augen, dann vertiefte sie sich wieder in das dicke Buch auf ihrem Schoß und las weiter darin.

Da meldete sich Enni zu Wort, der sich bis dahin mit Geschicklichkeitsübungen für die Finger beschäftigt, aber dennoch aufmerksam zugehört hatte, und sagte: „Ich war es auch nicht, denn ich finde es nicht vertretbar, Menschen anzugreifen. Ihr könnt mich gern verdächtigen, aber ich war es wirklich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass es Hugi war. Der hatte an einem der letzten Tage etwas Rotes im Gesicht, was wie Blut aussah, und das fand ich schon sehr verdächtig.“
Da erschrak Hugi neben ihm, der unter der Bank mit einem Flummi spielte: „Hä, was? Worum geht’s? Ich habe gerade nicht so richtig aufgepasst. Aber ich war’s auch nicht, und das war kein Blut, ich hatte nur kurz vorher ein Erdbeermarmeladenbrot gegessen.“
Da meldete sich Jandolf zu Wort: „Ja, stimmt. Das sah eher wie Marmelade aus. Marmelade ist ja auch vegan, deswegen kenne ich mich damit aus. Ich bin Veganer, deswegen würde ich nie einen Menschen angreifen und aufessen wollen. Außerdem war ich die meiste Zeit mit meiner Mittelalterband für den Auftritt bei der nächsten Klosterschulenfirmenfeier proben.“
Dazu sprach Gretel: „Ach, Jandolf Bandolf, das hast du uns doch schon tausendmal erzählt. Aber macht nichts, ich glaube dir. Ich denke eher, dass es Vero war. Die hat bisher noch gar nichts gesagt, und das ist mega verdächtig.“
Diese antwortete sogleich: „Hä, was? Ich war das auch nicht! Ich habe die letzten Tage an dem Wandgemälde des Essenraums gemalt.“

In dem Moment schauten alle zu Milo, die sich etwas zu laut mit Fraya unterhalten hatte und sich gleich entschuldigte: „Tschullijung!“, und dann musste sie erstmal kichern. „Ich glaube ja, es war Lovize, der Novize, der ist sowieso sehr verdächtig. Er ist bestimmt der Werwolf. Er tut immer so lieb und hilfsbereit, das ist alles nur Schauspiel.“
Da sagte Lovize: „Äh, nein, ich war das nicht. Ich war Tag und Nacht mit Aufgaben im Kloster beschäftigt und hatte keine freie Minute, um Leute anzugreifen.“
Da nickte Fraya und sagte: „Ich glaube dir. Ich kann es aber auch nicht gewesen sein, ich war in den Pausen immer Fußball spielen, und außerdem bin ich immer ganz lieb.“

Die Klasse diskutierte noch eine Weile so weiter, und irgendwann kamen sie gemeinschaftlich zu dem Ergebnis, dass es niemand von ihnen war und dass man die Lehrerin Dine Biene, die kurz auf einer Klassenfahrt zu Besuch in der Gruppe gewesen war, für schuldig befindet, und sie wurde umgehend verurteilt. Alle waren zufrieden, dass es nun eine Schuldige gab, und lernten fleißig weiter den Genitiv auswendig mit all seinen anzeigenden Wörtern und so weiter. Doch auch danach kam es immer wieder zu Werwolf-Angriffen, und die Schuldigen konnten bis zum heutigen Tag nicht ermittelt werden. Denn damals war die Kriminalistik noch nicht so weit entwickelt, und man konzentrierte sich viel mehr darauf, Hexen zu verfolgen und die Pest mit Aderlass und ähnlich genialen Methoden zu behandeln.

Das war auch schon die kleine Geschichte, und ich hoffe, sie hat euch gefallen. Am Ende sei noch erwähnt, dass die Geschichte komplett frei erfunden ist und nur dem Zwecke der Unterhaltung und der Belustigung dienen soll. Ansonsten wisst ihr ja, wo der Beschwerdebriefkasten steht.

Vielen Dank und Tschüss.

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